Andacht zu Ostern 2020 (Lukas 24,36-45)

11. April 2020

Von Pastorin Bettina Bartke

Das kennen wir, liebe Gemeinde: dass Menschen miteinander reden und reden und reden. Auch wir reden und reden und reden, vor allem dann, wenn wir etwas nicht verstehen, wenn uns etwas verwirrt, erstaunt oder verwundert.

Auch die Jünger, denen Jesus auf dem Weg nach Emmaus begegnet ist, reden und reden.

Nach Jerusalem zurückgekehrt erzählen sie den anderen und sagen: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.

Euphorisch und voll von dieser unglaublich guten Botschaft ist ihnen das Herz voll, und der Mund geht ihnen über.

Als sie aber davon redeten, trat er selbst mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken aber und fürchteten sich und meinten, sie sähen einen Geist. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz?

Die Jünger reden und reden. Und mitten hinein in ihre Worte klingt sein Wort, an dem er zu erkennen ist. Friede sei mit euch.

Vom Wichtigsten wird das Wichtigste mitgeteilt: Von dem, der mitten unter bis heute zu uns tritt, wenn auch wir von ihm reden und uns des Evangeliums nicht schämen.

Die Jünger hören wohl, Gestalt aber nehmen die Worte nicht an. Und so meinen sie, es sei ein Geist. Nicht der heilige Geist, sondern ein Geist der Angst.

Seht meine Hände und meine Füße, ich bin's selber. Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe. Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und Füße

Jesus zeigt seine Hände. Mit ihnen hat er Kinder geherzt, Kranke geheilt, und Verirrte zurück auf den rechten Weg gewiesen. Hände, mit denen er Brot und Wein segnete, als er mit den Jüngern zur

Mahlgemeinschaft zusammengesessen hat. Hände, die schließlich von Nägeln durchbohrt worden sind.

Und er zeigt ihnen seine Füße. Damit erinnert er an Wege, die sie gemeinsam zurückgelegt haben. Durch Dörfer und Städte, in Häuser und auf Landstraßen, auch hin zu den Menschen, die ausgeschlossen waren von der Gesellschaft. Zu Zachäus auf dem Maulbeerbaum, zu der Ehebrecherin, die vor der Stadt gesteinigt werden sollte, nach Gethsemane zum Gebet und dann gefesselt ins Prätorium zu denen mit Macht und Hass. Schließlich die Füße, die ihm nachzugeben drohten, als er das Kreuz nach Golgatha schleppen musste, dort wo er starb, ohne den Beistand seiner Jünger und eingerahmt von zwei Kriminellen.

Da sie es aber noch nicht glauben konnten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? Und sie legten ihm ein Stück gebratenen Fisch vor. Und er nahm's und aß vor ihnen

Jesus zeigt seine Hände und seine Füße. Beide haben Wunden. Weh aber tun sie ihm offenbar nicht.

Die Jünger sind verwundert und freuen sie sich, glauben aber können sie es nicht.

Aber auch das kennen wir: dass uns eine unerwartete positive Überraschung so verwundert, dass auch wir rufen: „ Das glaub ich jetzt nicht!“

Und dann fragt Jesus: habt Ihr etwas zu essen? Und sie geben ihm Fisch.

Indem Jesus seinen Hunger stillt, demonstriert er, dass er lebendig ist.

Gleichzeitig aber erweist er den Jüngern einen Dienst, indem sie sich um ihn kümmern müssen, anstatt im eigenen Kummer zu verharren. Dadurch lässt er sie erfahren, dass Gott auch jenseits von Golgatha, jenseits von Zweifel, Sünde und Tod ,die Kraft hat, die Menschen neu zu ermutigen und neu ins Leben zurückgehen zu lassen.

Der Auferstandene schafft Gemeinschaft beim Essen wie schon vor Golgatha.

Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden.

Die Jünger, die eben noch geredet und dann vor Freude gerufen haben: “das ist ja unglaublich“, werden offen für das, was für unseren Glauben steht: dass Jesus bis heute in der Schrift gegenwärtig ist und Menschen verwandelt, damit wir neu ins Leben geh’n.


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